Bei Amazon habe ich letzte Woche (November 2019), VOR dem Black Friday Gedöns, den Sunlu S8 im Angebot für 166.- € (!!!!). Ich dachte mir, bei den paar Euros kann ich zwar nicht viel erwarten, aber testen schadet nicht. Bei Amazon ist eine eventuelle Rückgabe ja meistens nicht wirklich problematisch.
Also bestellt und nach 5 Tagen war er da.
Das Paket hat 65x55x28 cm, falls es jemanden intererssiert. 12 kg stehen auf dem Paket. Real sind es 15,5 kg. Aber wer wird schon kleinlich sein.
Wie meistens bei solchen Paketen, MUSS man es natürlich sofort aufmachen und reinkucken.


Im Karton findet Ihr alles um den Drucker aufzubauen und auch zu benutzen. Den Filamenthalter aus Plexiglas mit Alurolle zum Aufhängen der Filamentrolle (bis 110 mm Breite und 200 mm Durchmesser) muss man mit ganzen vier Schrauben zusammenbauen.
Stromkabel EU und US Spachtel und anderes Kleinzeug Filament PLA Filamenthalter zum zusammenbauen
Wie bei den meisten Druckern liegt auch eine Rolle Filament (PLA weiß) bei mit der man die ersten Testdrucke machen kann. Die Rolle sieht identisch aus wie auch zum Beispiel bei Anycubic i3 Mega S oder beim Predator mitgeliefert wird. Man kann also nicht allzu viel erwarten. Stinknormales PLA halt.
Die Elektronik des Druckers
Noch schnell unter die Haube geschaut was so an Elektronik verbaut ist, bevor der Drucker zusammengebaut wird.
Der Aufbau
Erstmal alles raus aus dem Karton. Die Einzelteile sind, wie bei fast allen anderen Herstellern auch, in Tüten verpackt. Sehr viele Tüten/Tütchen. Ob man wirklich so oft etwas in einer Tüte in einer Tüte in einer Tüte einpacken muss, sei dahingestellt. Man kann sie ja wiederverwerten. Ein wenig schwieriger wird es, wenn man den eigentlichen Drucker aus der Schaumstoffverpackung holen will.
Erstmal muss man Kabelbinder durchknipsen, damit man den Drucker aus der Verpackung bekommt. Entweder man hat Hilfe, oder reißt die schmaleren Seiten aus dem Schaumstoff und hebt dann den Drucker aus seiner Polsterung. Die Z-Achse ist bereits verkabelt und mit Heißkleber fixiert. Hier hilft es auch wenn man ein Paar Hände mehr hat zum Halten und gleichzeitig schrauben. In die Profile für die Z-Achse kommen, je Seite, ein Nutenstein (mit Kugel). Diese fixieren sich selbst, können aber in Ihrer Höhe verschoben werden. Damit werden die Z-Achsen an einem Winkel angeschraubt und von unten je Z-Profil nochmal zwei Schrauben von unten.
Verkabelung Unterseite & T-Stück zur Fixierung
Als nächstes erstmal alle anderen Schrauben kontrolliert und nachgezogen. Dies sollte man generell bei jedem Drucker egal von welchem Hersteller machen. Ich musste beim Sunlo S8 jedoch kaum welche nachziehen. Finde ich gut.
Das Druckbett und die Nivelierung
Als Druckbett ist eine Glasplatte auf einer Aluplatte geklemmt. Eigentlich keine schlechte Idee. Das Glasbett ist günstig und man kann es leicht wechseln. Bei Anycubic ist die Ultrabase immer noch zusätzlich zur Verklemmung auch noch geklebt. Bei Anycubic ist es kein Spass die Glasplatte zu entfernen. Beim Sunlu S8 dauert es keine 5 Sekunden und die Glasplatte ist entfernt. Damit ich die Ebenheit der Aluplatte prüfen kann, habe ich schnell diese 5 Sekunden investiert und mit einem Metalllineal geprüft.
Ich denke man kann erkennen, dass die Aluplatte schon ziemlich uneben ist. Zur Mitte hin sind es ca. 0,5 mm. Das Blatt Papier hatte ich eh gerade zum baldigen Leveln neben dem Drucker liegen. Hier reibt – leider – nichts. Glasplatte also wieder draufgeklemmt.
So nun steht der Drucker. Während das Bett das erste Mal aufheizt, kann man in Ruhe den beiliegenden Filamenthalter aus Plexiglas zusammenbauen. Hier ist mein erster Negativpunkt: das Aufheizen des Bettes dauert geschlagene 6 Minuten bis 60 °C auf dem Display stehen. Die Temperatur habe ich dann noch mit einem Laserthermometer geprüft. Statt der geforderten 60 °C sind es real ~53 °C (!).
Vielleicht liegt das an der Glasplatte oder der unebenen Aluplatte. Dies wird sich noch zeigen.
Jetzt wird erstmal das Bett gelevelt. Bei einer Glasplatte sollte man dies noch gewissenhafter machen als bei einem beschichteten Bett, da hier die Glasplatte relativ leicht springen könnte. Also lieber 3-4 mal leveln.
Schritt Nr. 1: Homen aller Achsen
Schritt Nr. 2: schauen wie tief die Nozzle beim 0-Punkt steht
Schritt Nr. 3: die Bettbefestigungsschrauben so fest ziehen, damit das Druckbett ein gutes Stück unter der Nozzle ist.
Schritt Nr. 4: Über den Drehknopf kommt man ins Autolevel Menü.
Hierbei werden 4 Punkte abgefahren. Man legt ein Stück Papier – oder wenn man es hat eine Fühlerlehre mit 0,2 mm zwischen Bett und Nozzle
Schritt Nr. 5: man dreht die Bettbefestigungsschrauben so weit, dass sich das Papier mit leichtem Widerstand bewegen lässt.
Dies macht man bei allen 4 Punkten. Am besten wiederholt man das 3-4 mal um das Bett gleichmäßig gelevelt zu haben. Der Widerstand des Papiers sollte möglichst an allen 4 Punkten gleich sein.
Der erste Druck
Ich war überrascht, wie gut der Druck auf der Glasplatte gehalten hat. Ich habe auch den mitgelieferten Printstift nicht verwendet sondern einfach losgedruckt. Ich muss sagen, für einen „Low-Budget-Drucker“ ist es erstaunlich gut geworden. Den Druck habe ich jedoch nach ca. 30 Minuten abgebrochen, da ich gleich mit der Optimierung weitermachen wollte.
Als nächstes habe ich einen X-Y-Z-Testdruck gestartet

Auch hier hielt der Druck bombenfest auf der Glasplatte. Falls jemand auch seine Achsen kalibrieren will ist hier der Link zur File auf Thingiverse:
XYZ Winkel
Als der Druck fertig war, bin ich wirklich überrascht gewesen. Die gewünschten 100 mm je Achse wurden fast komplett erreicht. Die einzelnen Achsen waren zwischen 99,7x und 99,9x mm. Ich habe mich entschlossen die Achsen so zu lassen. Die Abweichung könnte auch durch einen Knick in meiner Optik gekommen J.
Nächster Punkt auf meiner To-Do-Liste war die Kalibration des Extruders. Hier richte ich mich immer nach einer der beiden folgenden Anleitungen:

Der Extruder hat bei mir ca. 5 mm weniger gefördert als gefordert war. Also hab ich die Steps über Pronterface geändert. Nun passt es.
Direkt mal nen Benchy und paar bessere Klammern für die Filamentrollen Drucken 😀
Fazit:
Für diesen Preis kann man nichts falsch machen. Als Anfänger vielleicht nicht so geeignet aber wenn man sich ein wenig mit der Materie beschäftigen will, wird hier für einen schmalen Taler fündig. Aktuell kostet der Sunlu S8 zwischen 160-190.- € wenn man ein wenig sucht. Amazon hatte ihn, zum Zeitpunkt als der Post geschrieben wurde, für 180.- € gelistet. Teilweise wird er aber auch für 425.- € verkauft. Dafür ist er auf jeden Fall zu teuer und man sollte lieber einen Artillery Sidewinder X1 oder einen Creality CR10S Pro oder so kaufen.
Aktueller günstigster Preis auf Amazon ab 200.-€ (https://amzn.to/2GVoABf). Je nachdem wann Ihr den Link anschaut, kann sich der Preis auch geändert haben!
Für 200.- € absolut ein Top Drucker!
Pro:
– wirklich günstig
– stabile Konstruktion
– ebene Glasplatte
– ausreichendes Zubehör
– loser Filamentrollenhalter
– vorinstallierte LED im Druckkopf
– großes Druckbett (310x310x400 mm)
Contra:
– nicht wirklich leise, was man bei diesem Preis aber auch nicht erwarten kann
– Bowden – hier werde ich mit Sicherheit irgendwann einen Directextruder einbauen
– kein Touchdisplay – auch wieder, das kann man bei diesem Preis aber auch nicht erwarten
– die Bauteilkühlung ist mittelmäßig, aber das ist sie bei eigentlich allen 3D Druckern „out-of-the-box“